Waldbaden – mehr als nur ein Spaziergang durch die Bäume.

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Entstanden in den 1980er Jahren in Japan, hat sich «Shinrin Yoku», wie das Bad im Wald auf Japanisch heisst, auch hierzulande zu einem Trend entwickelt. Waldbaden wird eine therapeutische Wirkung zugeschrieben. Es soll unter anderem gegen Stress, Ängste und Depressionen helfen. Doch worin unterscheidet sich ein normaler Spaziergang vom heilenden Waldbad und was kann es tatsächlich?

Als Clara Nef 1929 die Frauenzentrale Appenzell Ausserrhoden gründete, tat sie das, um im karitativen Dass sich ein Spaziergang oder eine Wanderung in der Natur positiv auf unser Wohlbefinden auswirken, klingt erstmal einleuchtend. Die frische Luft stärkt unser Immunsystem, das Grün der Umwelt wirkt beruhigend auf unsere Nerven und die Bewegung stärkt das Herz-Kreislauf-System. Der Unterschied zum Waldbaden liegt allerdings im Detail. Denn während beim Wandern gut und gerne einmal 4 Kilometer pro Stunde zurückgelegt werden, geht es beim Waldbaden wesentlich gemächlicher und bewusster zu und her. Die Menschen gehen bewusst durch den Wald und vor allem v e r w e i l e n sie in ihm – ohne Hektik, ohne sportliches Ziel und ohne Ablenkung durch Gespräche, das Handy, die Fitnessuhr oder den nächsten Termin im Kopf. Es wird versucht, den Wald mit allen Sinnen wahrzunehmen. Ein Waldbad dauert normalerweise zwischen zwei und vier Stunden und beginnt meist mit dem «Ankommen» im Wald, das im Stehen oder im Sitzen und mit geschlossenen Augen praktiziert wird. Danach beginnt erst das Laufen und man legt dabei nicht mehr als zwei, höchstens drei Kilometer Weg zurück, bleibt immer wieder stehen, setzt sich oder legt sich auch mal hin. Die therapeutische Wirkung soll dadurch erzielt werden, dass der Wald nicht einfach durchwandert wird, sondern die Atmosphäre des Waldes mit der Achtsamkeit aller Sinne erlebt wird. Die Natur wird so in all ihren Facetten wahrgenommen. Von Blätterfarben und Formen, über Geräusche wie Vogelgezwitscher oder Rascheln und den verschiedenen Gerüchen bis hin zum Spüren von Wind oder weichem Moos unter den Füssen.

Während eines Waldbades wird kaum geredet und selbstverständlich werden auch keine Anrufe beantwortet, keine Nachrichten gelesen und keine Musik gehört. Die gesamte Aufmerksamkeit gilt dem Wald. Durch gezielte Achtsamkeits-, Meditations- und Körperwahrnehmungsmethoden wird die Sinneswahrnehmung verstärkt und es soll zu einer Entspannung und Erholung für Körper und Geist kommen.

Und was sagt die Wissenschaft zum Thema Waldbaden und dessen Wirkung? Einer der bekanntesten Vertreter der japanischen Forschung zu diesem Thema ist Professor Qing Li von der Nippon Medical School in Tokio. Verschiedene seiner Studien wiesen eine stressreduzierende Wirkung von Waldbaden nach. Gemessen werden hierfür physiologische Parameter wie Herzschlagvariabilität, Blutdruckwerte, Anzahl und Aktivität der Immunzellen sowie Stresshormone. Die Effekte von Waldbädern nach der Shinrin-Yoku Methode seien demnach vielfältig: Senkung des Blutdrucks, Stressreduktion, Förderung der Gesundheit des Herz-Kreislauf- und des Stoffwechselsystems, Erhöhung der Schmerzschwelle, Senkung des Blutzuckerspiegels, Zunahme natürlicher Killerzellen, Verbesserung der Energie und Gedächtnisleistung und Linderung von Depressionen zählen hierzu. Verantwortlich dafür seien unter anderem die sogenannten Terpene. Mithilfe dieser Duftstoffe schützen sich Bäume vor Schädlingen und locken Nützlinge an. Diese Pflanzenstoffe sind in Blättern, Rinden und Blüten und damit auch in der Waldluft enthalten und werden von uns über die Lunge aufgenommen.

Praktiziert werden kann das Baden im Wald sowohl alleine als auch in Gruppen oder in angeleiteten Kursen.


Der erste in der Schweiz zertifizierte Waldbadeguide

Hassan Hjaij – Waldbadeguide

Der in Trogen wohnhafte Hassan Hjaij ist der erste zertifizierte Shinrin-Yoku-Gesundheitstrainer und einer der ersten ausgebildeten Waldbadeguides der Schweiz. Seine Ausbildung hat er an der Waldbaden Akademie Schweiz absolviert.

Er ist heute selbständig und gibt unter anderem Kurse in Waldbaden in St. Gallen.

Mehr Informationen: www.erwaos.ch

p.s. Magazin

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