Mona Brühlmann verkauft Freiheit, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Mit ihren Elektro-Scootern lässt sich verloren gegangene Mobilität wieder neu entdecken.
Angefangen habe alles mit einer Reise nach Übersee, einem Traum ihres Vaters, erzählt Mona Brühlmann voller Freude. Der weit herum bekannte und mittlerweile verstorbene «Hof Johann» aus Appenzell, wünschte sich einen Urlaub mit der Familie, um die Canyons im Westen der USA zu bestaunen. «Er war auch als Rentner noch ein richtiges ‹Reisefödle›», erinnert sich seine Tochter, «mit fortschreitendem Alter ist er aber auf den Beinen immer schwächer geworden». Die Herausforderung war also angenommen und bald auch eine Lösung gefunden: Ein Elektro-Scooter mit Sitz musste her, ein Fortbewegungsmittel, das in den Vereinigten Staaten etabliert und weit verbreitet ist.
Auf den Geschmack gekommen
Die Frage war nur, ob der stolze Senior überhaupt auf eine «rollende Gehhilfe» sitzen würde. Mit seinem Kommentar: «Dort kennt mich ja niemand», habe der Vater aber alle überrascht und sei sofort einverstanden gewesen. Es wäre ja auch nur für die Ferien, habe er damals gemeint. Eine Einstellung, die sich bereits bei der Probefahrt schlagartig geändert habe, sagt Mona glücklich. Die Reise wurde ein voller Erfolg für alle – oftmals habe man den Vater sogar regelrecht suchen müssen. «Er hat seine neu gewonnene Freiheit so sehr genossen, dass er nicht selten einfach ‹abgehauen› ist», lacht Mona und wird nachdenklich, wenn sie darauf zurückblickt, wie schwer es ihm gefallen ist, als er sich vor dem Heimflug von seinem «Wägeli», wie er das Mobil liebevoll genannt hatte, trennen musste.
Grenzen überwinden
Damals sei ihr klar geworden, wie stark eingeschränkt der Pensionär gelebt haben musste und wie viel ihm ein grösserer Bewegungsradius bedeutete. Ergriffen von dieser Erkenntnis fand Mona den Anstoss, ein Herzensprojekt ins Leben zu rufen: Den Verleih und Verkauf von Elektro-Scootern. Schon über dreissig «Wägeli» hat die initiative Gründerin von einfach-mobil.ch inzwischen direkt vom Hersteller aus den USA kommen lassen. «Wer einen Scooter mietet, ist danach in aller Regel derart begeistert, dass er sich nicht mehr davon trennen möchte und ihn meistens gleich kauft», freut sich Mona und erklärt: «Das knapp 40 Kilogramm schwere Gefährt ist so kompakt und wendig, dass es sogar in den eigenen vier Wänden genutzt werden kann.» Damit weist sie auf einen grossen Pluspunkt hin: Der Elektro-Scooter passt mühelos in jedes Auto und kann mit wenigen Handgriffen verstaut werden – wenn er zerlegt ist, wiegt der schwerste Teil gerade mal 16 Kilogramm. Ausserdem kann das Mobil dank der einfachen Handhabung fast überallhin mitgenommen werden. Bei seinen späteren Ausflügen habe ihr Vater darum immer wieder als erstes gefragt: «Isch s Wägeli debei?», sagt Mona und fügt mit einem Augenzwinkern an: «Ich glaube, das ‹Wägeli› war ihm fast wichtiger als unsere Begleitung.»
Lebensfreude mit vier Rädern
«Von einem Tag auf den anderen konnte mein Vater dank seinem fahrbaren Untersatz wieder am Leben teilnehmen», schwärmt Mona und zählt die weiteren Vorzüge auf: «Es ist keine Fahrprüfung nötig und auch das Fahren auf dem Trottoir ist erlaubt, da nur eine Höchstgeschwindigkeit von knapp sechs Stundenkilometern erreicht wird. Die Reichweite von einer Akkuladung liegt bei bis zu zwanzig Kilometern und der technische Support ist schweizweit mit einer 24-Stunden-Pannenhilfe sichergestellt.» Übrigens: Die Lebensfreude mit vier Rädern kostet entweder 50 Franken am Tag oder kann für 2450 Franken erworben werden – wer eine ärztliche Verordnung hat, darf auch mit einem Beitrag aus der Krankenkasse rechnen. Miet- und Verkaufsstationen befinden sich in der Getränke-Station Rank in Appenzell und bei Gätzi Sport in Gossau. Abholstationen sind das Gasthaus Hof in Appenzell und die Pro Senectute-Geschäftsstelle in Herisau.