Herausforderung für die Partnerschaft

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Endlich ist sie da, die langersehnte Pensionierung. Obwohl sich viele Paare grundsätzlich auf diesen neuen Lebensabschnitt freuen, kann er für die Beziehung zur Belastungsprobe werden. Iris Schläpfer aus Teufen erzählt, wie sie und ihr Mann sich auf die Pensionierung vorbereitet haben. 

Eins ist klar: Die Pensionierung kommt nicht plötzlich, sie trifft einen höchstens unvorbereitet. Während des Arbeitslebens waren gewisse Routinen von Tages-, Wochen- und Jahresplänen vorgegeben. Routinen, die nun von einem Tag auf den anderen wegfallen. Das kann nicht nur für einen selbst, sondern auch für die Paarbeziehung zu einer Belastungsprobe werden.

Für die meisten Betroffenen ist die Pensionierung aber ein positives Ereignis; der Übergang für die Paarbeziehung eine gemeinsame Entwicklungsaufgabe. Zwei, die von sich behaupten, sich gemeinsam gut auf die Pensionierung vorbereitet zu haben, sind Iris und Johannes Schläpfer aus Teufen. Beide arbeiteten an der Kantonsschule Trogen, er Vollzeit als Schulleiter, sie mit einem 80-Prozent-Pensum in der Bibliothek. Für Schläpfers war es ein bewusster Entscheid, sich gemeinsam – das war im August vor zwei Jahren – pensionieren zu lassen. Iris Schläpfer erzählt: «Zur Vorbereitung besuchten wir einen vom Kanton organisierten, eintägigen Einführungskurs zur Pensionierung. Da wurden Themen wie Gesundheit, Finanzen und das Sozialleben angesprochen.» Da sie viele ältere Freunde haben und deren Pensionierung miterlebt haben, waren sie sich den Herausforderungen, die der neue Lebensabschnitt mit sich bringen wird, bewusst: «Wer früher kein Hobby oder Freunde hatte, hat dann nicht plötzlich zum Zeitpunkt der Pensionierung welche», bringt Iris Schläpfer eine der Herausforderungen auf den Punkt.

Anpassung der Zeitstruktur

Nach der Pensionierung müssen die eigenen und die gemeinsamen Zeiten in der Regel neu strukturiert werden. Wenn einer oder beide der pensionierten Partner sich früher stark auf die Arbeit fixiert hatten, kann es passieren, dass sie nun mit der frei gewordenen Zeit nicht viel anzufangen wissen. In Bezug auf die Partnerschaft können Enttäuschungen die Folge sein. Dann nämlich, wenn Erwartungen und Realität, was das Ausmass der gemeinsam verbrachten Zeit betrifft, auseinanderklaffen. Nicht so bei der Familie Schläpfer: «Einer unserer Vorteile war wohl, dass wir schon zusammen gearbeitet und somit viel Zeit auch ausserhalb des Hauses miteinander verbracht haben», sagt die pensionierte Bibliothekarin. Die Angewöhnungszeit an das Renterleben, die in die Anfänge der Coronazeit und die da einhergehenden Einschränkungen fiel, habe sie als sehr schön empfunden. Zudem gehe jeder von ihnen nach wie vor den eigenen Interessen nach: Er unternimmt gerne Touren mit seinem Bike, sie pflegt die Bücherrunde mit den Lesefrauen.

Herausforderung: Zeitmanagement und Paarbeziehung

«Wir sind keine Pensionierte ohne Zeit», lacht Iris Schläpfer. Die beiden achten nämlich bewusst darauf, dass ihre Agenda nicht zu voll wird. Dafür nutzen sie einen gemeinsamen Kalender auf dem iPhone. «So sehen wir, wann genug ist, und dann machen wir einfach nichts mehr ab», sagt sie und freut sich darüber, dass allgemein alles nun viel ruhiger sei als früher: «Für uns an der Schule war zum Beispiel die Vorweihnachtszeit jeweils sehr stressig. Man musste noch dieses und jenes und Hausarbeiten wie putzen oder einkaufen irgendwo reinmosten.»

Aber hat die Pensionierung auch die Paarbeziehung verändert? Ja, sie sei inniger geworden, erzählt sie. Einfach auch, weil man mehr Zeit für einander habe. So könne man auch mal spontan einen Kaffee trinken gehen oder finde Zeit für eine Umarmung, was früher nicht so einfach möglich war. Iris Schläpfer ist sich bewusst: «Wir sind privilegiert, weil sich in unserer Alltagsorganisation, abgesehen davon, dass wir nicht mehr arbeiten müssen, nicht allzu viel verändert hat. Schon früher haben wir den Haushalt gemeinsam erledigt und sind unseren eigenen Hobbys nachgegangen.» Ihr Tipp: Das A und O liegt in der guten Vorbereitung der Pensionierung. Damit meint sie nicht nur (aber auch) die Vorsorgeplanung, sondern dass man sich auch gedanklich und seelisch auf diesen neuen Lebensabschnitt vorbereitet. Dazu gehört auch, dass man sich Gedanken über die Wohnsituation mache: Sie zum Beispiel seien schon fünf Jahre vor dem Erreichen des Pensionsalters aus dem zu gross gewordenen Haus ausgezogen und haben sich eine kleinere Wohnung in Teufen genommen.

Und noch einen wichtigen Tipp gibt Iris Schläpfer zum Schluss mit auf den Weg: Man soll geniessen, was man hat und zufrieden damit sein. «Das war eigentlich schon immer unsere Lebensdevise», sagt sie: «Ändere, was du kannst, und akzeptiere den Rest.»

p.s. Magazin

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