Die Frauenzentrale Appenzellerland fördert Frauen in Berufs- und Arbeitswelt. Und in der Politik. Für die nächstjährigen Gesamterneuerungswahlen in den beiden Appenzell wünschen sich die Verantwortlichen, den Frauenanteil im Kantonsrat nochmals zu steigern und mindestens eine Regierungsrätin.
Als Clara Nef 1929 die Frauenzentrale Appenzell Ausserrhoden gründete, tat sie das, um im karitativen und sozialen Bereich für Menschen zu sorgen, die in Not geraten waren. In die 35-jährige Amtszeit Nefs fielen auch die von Arbeitslosigkeit und Armut geprägten Kriegsjahre. So nähten die Frauen zum Beispiel Bubenhosen und strickten Militärsocken, warnten vor der Schnapsgefahr und organisierten Flick- und Kochkurse.
In der Zwischenzeit hat sich die Frauenzentrale Appenzellerland – so heisst sie seit 2021, um auch die Innerrhoderinnen anzusprechen – komplett gewandelt. Zwar werden immer noch Kurse angeboten, in denen geht es aber nicht um Hausarbeiten, sondern darum, wie sich Frauen besser im Alltag, in Politik oder Beruf positionieren können. «Selbstbewusst im Alltag» oder «Mut tut gut» sind persönlichkeitsstärkende Kurse, die Appenzellerinnen auf ihrem Weg unterstützen sollen. Vizepräsidentin Maria Kobler sagt: «Die Frauenzentrale setzt sich heute für die Chancengleichheit im Beruf und Gleichstellung der Frau – zum Beispiel beim Lohn – ein. Zudem können unsere Mitglieder die Expertinnenplattform von alliance F benutzen und wir unterstützen Frauen beim Wiedereinstieg in den Beruf.»
Die Frauenzentrale Appenzellerland ist politisch neutral. Soll die Frauenzentrale auch Politikerinnen unterstützen, die sich nicht explizit für Frauenrechte stark machen? «Der Vorstand ist der Meinung Ja», sagt Kobler. «Die Mitglieder können an der MV im Mai über ein entsprechendes Unterstützungspapier für Frauen in der Politik abstimmen.» Denn, egal ob in Politik oder Beruf, wichtig sei die Diversität: «Geschlechtergemischte Teams erzielen einfach bessere Ergebnisse!»
Geschlechtergemischte Teams erzielen einfach bessere Ergebnisse!
Fokus Politik
2023 finden in den beiden Appenzell auf kantonaler und kommunaler Ebene Gesamterneuerungswahlen statt. Die Frauenzentrale Appenzellerland unterstützt dabei alle Frauen, die sich zur Wahl stellen. «Einerseits wird es im kommenden September einen Kurs «Fit für öffentliche Arbeit und Politik» geben, andererseits werden wir wieder eine Wahlzeitung mit den kandidierenden Frauen in alle Haushalte verteilen», sagt Kobler und fährt fort: «Diese Broschüre war 2019 ein voller Erfolg, an den wir gerne wieder anknüpfen wollen.» Tatsächlich konnte damals der Frauenanteil im Ausserrhoder Kantonsrat auf 33.8 Prozent gesteigert werden, was sogar der Tagesschau am Schweizer Fernseher eine Meldung wert gewesen war. Selbstverständlich wolle man dieses Ergebnis bei den anstehenden Wahlen bestätigen. «Schön wäre es», fügt Kobler an, «wenn nächstes Jahr auch eine Frau in den Regierungsrat gewählt wird.»
Gleiche Chancen
Nein, es gehe der Frauenzentrale nicht darum, die Männer zu übertönen, sondern um die Chancengleichheit von Frau und Mann zu fördern. «Nach wie vor ist es so, dass Männer einfach besser vernetzt sind und darum auch bessere Berufs- und Karrierechancen haben und so einfacher in politische Ämter gewählt werden», zeigt sich Kobler überzeugt. «Wir von der Frauenzentrale wollen unseren Mitgliedern ebenfalls ein Netzwerk bieten, so wie es die Männer zum Beispiel vom Militärdienst her kennen», sagt sie. Dafür setze man einerseits auf die Solidarität unter den Frauen, andererseits seien weitere Wahlunterstützungsmassnahmen wie zum Beispiel Podiumsdiskussionen denkbar. Frauen sollen auf Augenhöhe mitdiskutieren können, denn schliesslich seien sie von den Entscheiden, die in der Politik gefällt werden, ebenfalls betroffen. Und: «Frauen, die in der Öffentlichkeit stehen, übernehmen eine Vorbildfunktion für junge Frauen. Diese weibliche Sichtbarkeit ist darum sehr wichtig», sagt Kobler.