Am Anfang steht nicht nur Ärger, sondern auch Lust

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Gegenstände sollen eine optimale Funktion bei optimaler Ästhetik haben. Wie eine Giraffe, findet Urs Bürki aus Speicher, der mit seinem Label Zarava (arabisch für Giraffe) seit 1990 erfolgreich Objekte designt. Meist – aber nicht immer – aus einem Unmut heraus.  

Urs Bürkis Designsprache ist minimalistisch-funktional. «Und formfindend! Schöne Formen sind mir sehr wichtig», wirft er ein. In der Tat bestechen die von ihm entworfenen Gegenstände durch ihre schlichte Eleganz. Egal, ob es sich um Hocker, Büchergestelle, Liegen oder Tische handelt, man sieht den Objekten an, dass sie bis ins letzte Detail durchdacht sind, ohne dabei Abstriche bei der Ästhetik in Kauf genommen zu haben.

Der 73-jährige gebürtige Luzerner kam nach abgeschlossenem Studium wegen der Liebe in die Ostschweiz und wohnt heute in Speicher. An der Pädagogischen Hochschule St.Gallen war er während 20 Jahren für die Ausbildung von Sportlehrpersonen verantwortlich. Mit 45 Jahren wechselte er an die Kantonsschule Burggraben – weil er keine Lust auf Mitleidsapplaus hatte, wie er lachend sagt – wo er dann bis 2012 Geografie unterrichtete.

Sport, Geografie, Design

Doch wie kam er als Sport- und Geografielehrer dazu, Gegenstände zu designen? Er erzählt: «Schon als Student ärgerte ich mich über Gegenstände, die nichts taugen. Ich sagte mir, dass man dieses oder jenes besser und praktischer machen könnte.» So entstand das erste von ihm designte Objekt: eine Karaffe. Es folgte ein Büchergestell, dann Leuchten. 1998 durfte er seine Objekte zum ersten Mal ausstellen. «Das war ein voller Erfolg», erinnert er sich und fügt beschwichtigend an, dass nicht immer nur Ärger ausschlaggebend für ein neues Design sei. «Manchmal ist es auch Lust, die Lust zu spielen, gepaart mit einer Experimentierfreude.»   

Zurück zum Erfolg: Dieser spornte ihn nämlich an, seine Leidenschaft zu professionalisieren.  Er gründete das Label Zarava, was auf Arabisch Giraffe bedeutet. Gibt es dafür einen tiefsinnigen Hintergrund? «Ja, den gibt’s», sagt er. «Die Giraffe ist ein wunderbares Tier: Sie kann vom Boden bis auf eine Höhe von fünf Metern alles bewirtschaften, sie ist ein schnelles Tier, das einem Löwen davonrennen kann, hat ein sehr schönes Fell und den hübschesten Augenaufschlag aller Lebewesen.» Kurz und gut – die Botschaft von Zarava lautet: Optimale Funktion kombiniert mit optimaler Ästhetik.

Kein Glanz und Gloria

«Ich bin ein Objektdesigner», sagt Bürki von sich. Ein Künstler gar? Nein, meint er, dann schon eher ein Erfinder. Einer, der bei der Arbeit immer gemeinsam mit Profis ans Werk geht. Das funktioniert so: Er hat eine Idee, der Profi sagt, dass das so nicht funktioniere und überarbeitet werden müsse. «In der Regel gehen Entwürfe vier bis fünf Mal hin und her, bis ich, bis wir zufrieden sind», sagt er. Dieser Zustand sei erreicht, wenn das Objekt erstens funktioniere und wenn es zweitens die einfachste mögliche Form habe und dabei trotzdem noch schön ist. «Bei mir ist nichts verschnörkelt. Glanz und Gloria ist nicht mein Ding.»

p.s. Magazin

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