Zugegeben, Vorsorge und finanzielle Angelegenheiten sind trockene Themen, die für den Laien oft auch schwer verständlich sind. Doch es geht um bares Geld, Sicherheit und den Lebensstandard – ein vertiefter Blick lohnt sich also allemal.
«Oberstes Ziel ist die Einkommenssicherung nach der Pensionierung», sagt Karin Holenstein, Fachspezialistin Vorsorge bei der Raiffeisenbank Appenzell, auf die Frage, was es bei der eigenen Altersvorsorge besonders zu beachten gebe. Dazu gehören laut ihr folgende drei Punkte: Für die angesparten Vermögenswerte eine passende Anlagestrategie wählen, den Kapitalverzehr planen und Reserven bestimmen. «Sollte Ihr Pensionsplan dies bereits vorsehen, kümmern Sie sich jetzt um operative Schritte wie die Anmeldung des Rentenbezugs bei der AHV oder den Bezug einer Kapitaloption bei der Pensionskasse», so Holenstein weiter.
Ausführliche Beratung empfohlen
Nebst der eigenen Absicherung drängt sich die Frage auf, was getan werden muss, damit auch die Hinterbliebenen nicht ins Hintertreffen geraten. Laut der Expertin bietet das schweizerische Ehegüter- und Erbrecht einen grossen Spielraum, um mit einer sorgfältigen Erbschaftsplanung sein Vermögen nach eigenen Wünschen weitergeben zu können. Dazu der eindringliche Rat der Fachspezialistin Vorsorge: «Treffen Sie noch heute wichtige Entscheidungen und lassen Sie sich im Hinblick auf Ihre selbstbestimmte Vorsorge für die Erstellung eines Vorsorgeauftrages und einer Patientenverfügung ausführlich beraten.» Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang, dass Regelungen auf den Todesfall hin, Vorsorgeaufträge und Patientenverfügungen zum Zeitpunkt der Urteilsfähigkeit ausgearbeitet werden müssen. Angesprochen auf Stolpersteine bei der Altersvorsorge antwortet Holenstein, dass es keine Patentlösung gebe. Sie empfiehlt aber: «Lassen Sie Ihre Vorsorgesituation frühzeitig zusammen mit einem Vorsorgeexperten analysieren. Je früher Sie Ihre Pensionsplanung in Angriff nehmen, desto besser erreichen Sie Ihre Ziele.»
In der Verzehrphase angekommen
Was, wenn man seine Vorsorge zu lange vor sich hergeschoben hat und auf einen Engpass zusteuert? Kann in der Pension noch gespart werden? Yves Weber, Vermögensberater bei der Raiffeisenbank Appenzell, sagt dazu: «Grundsätzlich ist es fürs Sparen nie zu spät. Jedoch sind Personen im Ruhestand nicht in der Aufbauphase, sondern in der Verzehrphase des Vermögens.» Ein Vermögensverzehr als Ergänzung zur Altersrente sei ganz normal und sollte zusammen mit dem Finanzberater einkalkuliert werden, führt Weber weiter aus. Und: «Sparen hat in dieser Lebensphase nicht mehr höchste Priorität. Unserer Meinung nach lassen sich besonders durch eine Zusammenlegung und Vereinfachung der Bankbeziehungen Gebühren optimieren.» Nebst Sparpotenzial lohnt es sich allenfalls auch, über Geldanlagen nachzudenken. Dazu der Vermögensberater: «Es gibt diverse Geldanlagen, welche für Seniorinnen und Senioren sinnvoll sein können. Bei der Entscheidung sollten jedoch diverse Aspekte wie Liquiditätsbedarf, geplante Investitionen, Anlagehorizont, Vermögen und Familiensituation berücksichtigt werden.»
Ein Zusammenspiel von Faktoren
Als Fazit lässt sich ziehen: Die Pensionsplanung umfasst eine Vielzahl von Themen, die sich gegenseitig beeinflussen. Jede und jeder muss für sich selber die richtigen Antworten auf die entscheidenden Fragen finden. Fragen wie: Reichen meine Vermögenswerte, damit ich meinen Lebensstil weiterführen kann? Soll ich Rente oder Kapital beziehen? Ist meine Hypothek auch nach der Pensionierung tragbar? Soll ich die Hypothek amortisieren oder aufstocken? Wie soll ich mein Geld anlegen? Ein Gespräch mit einem Vorsorge- oder Vermögensberater ist in jedem Fall empfehlenswert – je früher, desto besser.