Wie aus Garnknäueln Spielspass wird

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Luzia Fässler hält bei ihrer Leidenschaft die Fäden in der Hand, sie häkelt Kinderträume.

Ein ganzes Zimmer voller Garne, Knöpfe, Bastelutensilien und Fachbücher ist das Reich von Luzia Fässler. Hier frönt die Appenzellerin ihrer grossen Leidenschaft, dem Häkeln. Es ist weit mehr als nur ein Hobbyraum: Es ist die Geburtsstätte und Heimat unzähliger knuffiger Miniaturen. Der Kreativität scheinen keine Grenzen gesetzt – erstaunlich, was aus Fäden entstehen kann, wenn man sie richtig verknüpft.

Kinder und Enkel bringen auf Ideen

Die Grundbegriffe dieser Methode der Textilverarbeitung hat Luzia als Mädchen im Handarbeitsunterricht gelernt. Aber erst mit der Geburt der eigenen Kinder hat sie ihre Fertigkeiten im Selbststudium zu vertiefen begonnen. Mittlerweile als Oma ist ihre Kunst so weit gereift, dass die beiden Enkel sich an den ausgefallensten Häkelfiguren erfreuen können. So gab es zur Geburt ein Tintenfischlein, dessen Tentakel einer Nabelschnur nachempfunden sind und daher in Babyhänden beruhigend wirken. Es folgten Spieltrapeze, Mobiles und Kuscheltiere in allen erdenklichen Farben und Formen – der neuste Hit sind gehäkelte Esswaren für den «Verkäuferli-Laden» im Kinderzimmer.

Auch eine Art Therapie

«Die Arthritis bremst mich im Alltag oft aus. Beim Häkeln kann ich aber voll durchstarten, alles um mich herum vergessen und tiefe Zufriedenheit erfahren», sagt die passionierte Handwerkerin. Bedauerlicherweise zwingt sie die schmerzhafte Gelenkserkrankung aber immer öfter, die Häkelnadeln für eine Pause beiseite zu legen. Zeit, die genutzt wird, sich in einschlägiger Literatur neue Inspiration und Tipps zu holen. Sie wagt sich gerne an die komplexesten Muster, scheut keinen Aufwand um ein Projekt genau nach ihren Vorstellungen umzusetzen – was nicht immer auf Anhieb gelingt.

Auf die Grösse kommts nicht an

«Es dauert nicht zwingend länger, ein grosses Objekt anzufertigen. Manchmal sind es die Details an ganz kleinen Dingen, die einen Haufen Zeit und Geduld kosten», erklärt die begabte Maschenknüpferin. Ihr Langmut zahlt sich aus. Die liebevoll in reiner Handarbeit gefertigten Spielsachen sind gefragt. Seit einiger Zeit sind Luzia Fässler und ihre «Häkelträume», wie sie selbst es nennt, auch am Wochenmarkt in Wil anzutreffen, und das mit grossem Erfolg. «Ich blühe jedes Mal richtig auf, wenn ich an meinem Stand einer anderen Oma helfen kann, ein neues Lieblingsspielzeug für ihre Enkel auszuwählen.» Sie kennt die Ansprüche und Vorlieben der Kleinsten aus langer Erfahrung. Es ist ihr zudem ein Herzensanliegen, alle ihre Produkte absolut babykonform, sprich ohne Schadstoffe und verschluckbare Kleinteile, herzustellen.

Es soll ein Hobby bleiben

Gewinn lässt sich mit dem Verkauf nicht erwirtschaften, trotz wachsendem Kundenstamm. Zu gross ist der Aufwand, um Häkelfiguren zu erschaffen. Der Preis hat also eher symbolischen Charakter. «Häkeln ist in erster Linie ein lieb gewonnener Zeitvertreib, was es auch bleiben soll. Der Erlös muss nur für die Standmiete und neue Garnrollen genügen», zeigt sich Luzia Fässler bescheiden.

Mehr als einfach «Jöö»

Ans Aufhören denkt sie noch lange nicht: «Die Freude der Kinder an den weichen, wolligen Spielsachen ist mein Ansporn immer wieder Neues zu wagen.» Doch nicht nur der Nachwuchs ist begeistert, auch die Eltern haben ihren Nutzen. Denn ganz nebenher sind die hochwertigen Garnerzeugnisse langlebig, pflegeleicht, pädagogisch wertvoll – vor allem aber einzigartig schnuckelig.

Matthias Bruelisauer

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